Einfühlsamer Intensivpfleger

Hallo in die Runde!

Ich bin mal dieser Einladung gefolgt und teile gerne meine persönlichen Erfahrungen. Ich arbeite auf einer Intensivstation als rechte Hand der Ärzte. Als sehr einfühlsamer Mensch liegt mir das Wohl der Patienten sehr am Herzen. Ich sehe viele Patienten, die völlig eingehen und ihren Lebensmut verlieren in dieser kompletten Isolation und es bricht mir teilweise wirklich das Herz, den Besuch abzulehnen.


Ich weiß genau, was es heißt, nachts um eins auf dem Krankenhausflur vor dem OP-Saal zu zittern und zu bangen, ob auch alles gut geht. Ich weiß auch, was es bedeutet, wenn man mehr Zeit zwischen bimmelnden Monitoren und künstlichem Licht verbringt als zu Hause, weil unser Kind (4) Stammgast im Krankenhaus ist und dem Tod nicht nur einmal knapp von der Schippe gesprungen ist. Vielleicht bricht es mir genau deswegen das Herz, weil ich das so gut nachempfinden kann. Einzelne meiner Kollegen sind wirklich hart, wenn die Angehörigen dann einmal öfter anrufen, wenn sie ihren Liebsten schon nicht persönlichen Beistand leisten können – gerade dann, wenn sie sie am meisten brauchen. Ich verstehe, dass man auf Dauerspannung ist, weil das ohnehin schon wenige Personal durch die Vorgaben noch mehr Druck ausgesetzt wird. Viele eigentlich arbeitsfähige Mitarbeiter gehen wegen eines Tests in Quarantäne, dem man so wenig Vertrauen schenkt, dass Abstandsregeln und Tragepflicht einer FFP2-Maske auch bei negativem Testergebnis das höchste Gebot sind.


Außerdem sind sich die Pfleger und Ärzte, die die Corona-Patienten betreuen, gebunden und dürfen sich nicht um andere Patienten kümmern, was die Personalsituation nicht gerade beschönigt. Ja wir haben

Corona-Patienten und diese sind im Schnitt 80 und haben etwaige Vorerkrankungen. Natürlich ist jedes Leben lebenswert und das soll keine Abstufung sein, aber es war mal normaler Wissensstand, dass betagtere Menschen mit dem ein oder anderen Gebrechen zu schwereren Verläufen neigen und daran auch versterben können. Übrigens bei JEDER Erkrankung, selbst einer banalen Erkältung. Viele Kollegen sind geimpft und ich finde es einfach unfair, eine Impfkampagne auf Panikmache und der Aussicht, dass man dann vielleicht wieder ins Theater oder auf die AIDA darf, aufbaut anstatt wirkliche Aufklärung zu betreiben, dass das ein völlig neues, mit konventionellen Impfungen nicht vergleichbares Verfahren ist, wo es nicht einmal ansatzweise genügend Erfahrung und Ergebnisse gibt, um ein Nutzen-Risiko- Verhältnis abzuwägen.


Ich hoffe und bete, dass diese Impfung den Menschen nicht zum Verhängnis wird. Der Kleine hat im Sommer wieder eine große OP. Bisher haben wir uns immer Urlaub und eine Ferienwohnung in der Nähe genommen und waren den ganzen Tag bei ihm. Bei einer verhältnismäßig kleinen OP im letzten Sommer standen wir wie viele andere Eltern auch da, wie bestellt und nicht abgeholt und saßen niedergeschlagen den ganzen Tag in der Ferienwohnung, anstatt für unser Kind da sein zu dürfen. Wie soll man einem vierjährigen Kind begreiflich machen, dass Mama und Papa nicht da sein dürfen, wenn man es doch selbst nicht versteht. Meiner Meinung nach steigen die Kollateralschäden ins Unermessliche und über den Nutzen lässt sich streiten.


Wem ist denn geholfen, wenn man durch die Maßnahmen das Leben verlängern will aber im gleichen Zuge das Leben mit aller Vielfalt und Lebensqualität verbietet? Wo es Menschen gibt, da gibt es auch Krankheiten! Das war so, das ist so und das wird auch immer so bleiben. Das einzige, was sich geändert hat, ist die Kameraperspektive. Damit viele Grüße von einer Mitstreiterin. Allein die Tatsache, dass in der Gruppe tausende Menschen aus dem Gesundheitsbereich sind, tut mir sehr gut und damit weiß ich, dass wir nicht allein sind.

Ängste selbst bleiben nur ein Problem, wenn wir in Furcht verharren.

Für Mut hingegen brauchen wir sogar die Angst! Ohne sie wäre Mut überflüssig!