Bangen um den Job

Ich bin Hebamme und arbeite seit April 2020 angestellt in einem kleinen Kreißsaal mit etwa 650 Geburten pro Jahr.


Seit April 2020 hatten wir 3 Frauen, die positiv getestet wurden: zwei ohne Symptome, eine Frau mit Fieber und Kopfschmerzen, sonst nichts. Wir haben sogar einen Corona-Kreißsaal.

Dafür wurde ein Patientenzimmer umfunktioniert. Dieser wurde bisher 1 oder 2-mal bei Verdacht genutzt.

Die drei anderen positiven Frauen sind so durch den Kreißsaal gelaufen. Uns wird von der leitenden Hebamme regelmäßig eingetrichtert,

wenn wir nicht die Maßnahmen einhalten wir schuld sind, wenn der Kreißsaal geschlossen wird und wir dann um unseren Job bangen müssen,

weil wir eh ein kleines Haus sind.

Sprich, bei jedem Kaffee sitzt sie gefühlt als Teufel auf der Schulter. Ich bin die einzige von 18 Hebammen, die kritisch ist und nicht geimpft ist.

Zuletzt musste ich mit einer Kinderärztin diskutieren, die mir auf meine Hand gehauen hat, weil ich noch nicht geimpft bin.

Ich werde mich auch nicht impfen lassen. Das Haus ist auch eher klein, dort ist es ruhig. Es liegen wohl immer mal 1-2 Patienten auf Intensiv,

aber wie die Medien berichten, das kann ich nicht nachvollziehen.

Auch in der nahe gelegene Uni-Klinik ist es entspannt. Stationen sind geschlossen, Pflegepersonal in Kurzarbeit.


Unser Chef, der sich auch manchmal kritisch geäußert hat und sich dafür ausgesprochen hat, das OP Programm wieder höher zu fahren, geht jetzt oder wird gegangen. Wer weiß das schon? In meiner Freiberuflichkeit gibt es von Corona auch weit und breit keine Spur.

In den Hausbesuchen sind die Familien meist entspannt, aber über die Zeit beobachte ich viele Mütter, die an der Grenze zur Depression und Vereinsamung stehen.

Es gibt keinen Austausch und online ist nicht Präsenz. Langsam wird es einigen bewusst, aber nicht allen.

Zu Spaziergängen sind sie nicht mutig genug. Viele haben Angst vor den Strafen und Bußgeldern.

Gerade weiß ich nicht, wie es für mich weiter gehen soll.

Berufspolitisch passiert ja viel und nichts bei Hebammen.


Je nachdem auf welcher Seite man steht, das stresst mich maximal.

Ängste selbst bleiben nur ein Problem, wenn wir in Furcht verharren.

Für Mut hingegen brauchen wir sogar die Angst! Ohne sie wäre Mut überflüssig!